James Marsters alias Spike (William der Blutige)

Wer Buffy jemals im amerikanischen Original gesehen hat, wird sich darüber wundern, dass James Marsters ein waschechter Amerikaner ist. In der Serie spricht er Englisch, das klar am Cockney-Dialekt der Einwohner Londons angelehnt ist. Diesen Akzent aber, gibt er zu, hat er sich zunächst selbst beigebracht, später erhielt er dann Sprachunterricht von seinem Kollegen Anthony Stewart Head, der hinter der Kamera keineswegs ein solch hochgestochenes Englisch spricht wie in der Rolle des Giles, wie James Marsters in einem Interview schmunzelnd bemerkt hat, weit mehr nach einem in die Jahre gekommenen Punkt als Spike.

Geboren wurde James Wesley Marsters am 20. August 1969 in Greenville, Kalifornien. Er wuchs in Modesto, Kalifornien, auf und verbrachte dort eine weitestgehend unspektakuläre Kindheit und Jugend. Lediglich ein Unfall mit einer Srinkleranlage sorgte für Aufregung. Beim Spielen verfing sich sein Bein in einem Sprinklerkopf, Haut und Sehnen wurden abgerissen, er erlitt mehrere Brüche. Ein Jahr lang laborierte er an diesen Verletzungen herum, zurückgeblieben sind jediglich einige Narben, die sich über das gesamte linke Bein ziehen.

In der zeit seiner Genesung begann der Kalifornier das Gitarre spielen. Im Lauf der Jahre spielte er in verschiedenen Kellercombos und seine Auftritte als Sänger schulten dabei seine Stimme, die als äußerst klar und ausbaufähig gilt. Ihr verdankt er sein Engagement in der Serie, denn sie war es, die sich in Joss Whedons Gehirn brannte und ihm schließlich die Rolle des Spike verschaffte.

Nach Beendigung der High School schrieb sich James Marsters für ein Theaterstudium an der Jullierd ein, einer Eliteschmiede unter anderem für Thesterschauspieler und Dramaturgen. Das Studium war zu teuer für den jungen Mann aus einfachen Verhältnissen. Zwar erhielt er ein Studienkredit, musste sich aber trotzdem ziemlich krumm legen, um das Studium durchziehen zu können. Er arbeitete in jedem Job, der ihm angeboten wurde, nur um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Es ist in den USA durchaus üblich, dass man auch nach dem Studium Jahre, oft Jahrzehnte die Studienkosten abbezahlt. Dennoch, erklärt James Marsters, hat ihn das Wissen um die Schulden nicht gerade rosig in die Zukunft blicken lassen. Dieses Wissen hat ihn zu einem Realisten gemacht. Liest man Interviews mit Marsters, überrascht einen als Leser immer wieder seine Ehrlichkeit. So gibt er offen zu, selbstverständlich den Wunsch gehabt zu haben, in Hollywood zu spielen. Doch Chancen rechnete er sich keine aus.

So führte ihn sein erster Weg in die Provinz, nach Santa Maria, Kalifornien, wo er am Theater volontierte. Nach dem Ende dieser Lehrzeit ging er schließlich nach New York, der amerikanischen Theaterhauptstadt. Er war sich für kaum eine Rolle zu schade und spielte viele kleine und Kleinstrollen in den unterschiedlichsten Aufführungen. Seine Honorare reichten mittlerweile aus, um ein halbwegs sorgenfreies Leben führen und gleichzeitig sein Universitätsdarlehen zurückzahlen zu können. Allzu gute Erinnerungen hat er an New York allerdings nicht, hier wurde er nämlich das Opfer eines Überfalls: Er wurde angegriffen, beraubt und am Kopf schwer verletzt. Die große, sichtbare Narbe über seinem linken Auge ist ein Andenken an diesen Überfall, bei dem ihm sein Pircing herausgerissen wurde.

James Marsters schloss sich einer jungen Schauspielertruppe an. Diese Truppe, das Mercury Theater, gastierte abwechselnd in zwei Städten: in Chicago, das immerhin über eine kleine, sehr feine Theaterszene verfügt, und in Seattle, einer Großstadt, die man in Sachen Theater ungestraft als Provinz bezeichnen darf.

Für die teilweise im Staat Washington produzierte TV-Serie AUSGERECHNET ALASKA (NORTHERN EXPOSURE, USA, 1990-95) wurden kleinere Rollen aus Kostümgründen immer wieder mit Schauspielern aus der Umgebung verpflichtet. So kam Marsters im Frühjahr 1992 zu seiner ersten Erfahrung mit dem Medium Fernsehserie.

Es folgten weitere kleine Nebenrollen in TV-Serien, doch bis 1997 spielte beziehungsweise arbeitete er fast ausschließlich am Theater.

In der Hoffnung auf einen guten Job kehrte er in seine Heimat Kalifornien zurück und bewarb sich bei einer ganzen Reihe verschiedenster Produktionen. Erfolglos. Bis eines Tages Joss Whedon bei ihm anrief und ihn zu einem Vorsprechen einlud.

Marsters war davon überrascht, vom Produzenten einer Serie persönlich angerufen zu werden. Stars erhalten Anrufe von Produzenten, nicht aber kleine Theaterschauspieler wie er.

Marsters wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich Whedon mit seiner Agentur sehr ausführlich über die Figur des Spike unterhalten hatte. Whedon hatte eine ganze Reihe von Videos junger Schauspieler gesichtet - und war so bei Marsters hängen geblieben. Es war zum einen seine Stimme, die Whedon gefiel, zum anderen ging aus seinen Unterlagen hervor, dass er beim Vorsprechen dadurch aufgefallen war, immer perfekt vorbereitet gewesen zu sein. Whedon lud ihn nun zum Vorsprechen ein, erklärte ihm den Charakter und ließ ihn spielen. Marsters war nicht der einzige Schauspieler, den Whedon eingeladen hatte, nur war er es, der die Rolle schließlich erhielt. "Um eines klarzustellen", so Marsters in einem Chat mit Fans, "die Rolle des Spike ist die, die Joss Whedon sich erdacht hat. Ich bin nur sein Instrument, der Darsteller, der seine Ideen verkörpert und mit Leben füllt."

Am Set hat Marsters den Ruf, der mit Abstand disziplinierteste Schauspieler zu sein, stets hundertprozentig auf seine Rolle vorbereitet. Gerade die Mitarbeiter hinter der Kamera schätzen Marsters unkompliziertes Auftreten, er gilt als Teamarbeiter, im Gegensatz zu einiger seiner Kollegen, die im Laufe der Jahre, nicht zuletzt auf Grund des großen Erfolgs der Serie, Allüren entwickelt haben, wie zum Beispiel Sarah Michelle Gellar und Alyson Hannigan.

Spike ist und bleibt ein Bösewicht, ein düsterer Charakter, der im Verlauf der vierten Staffel vielleicht für geraume Zeit die Seiten Wechseln mag, dies aber nicht tut, weil er plötzlich so etwas wie Gewissensbisse verspüren würde - sondern weil er ganz einfach dazu erpresst wird. Reizen würde es ihn, eines Tages eine Figur à la Angel zu spielen, einen Vampir, der seine Seele wiederentdeckt. Er ist davon überzeugt, dass Spike sich in diesem Fall in eine andere Richtung als Angel bewegen würde. Wo Angel der Melanchollie verfällt, ist und bleibt Spike ein Zyniker

Überhaupt liebt Marsters die Bösewichter. "Als der Böse darfst du am Set alles tun, was dich im realen Leben direkt ins Gefängnis bringen würde", schwärm der Actionfilm-Fan, dess Filmkarriere neben BUFFY bislang eher trostlos verlaufen ist. In der dritten Staffel von MILLENIUM (USA, 1996-99) war er Gaststar einer Episode, er spielte eine Rolle in dem Spielfilm WINDING ROADS (USA, 1998), vor seinem Einstieg in die vierte Buffy-Staffel ereilte ihn gar das Schicksal, eine Rolle ohne Namen darzustellen, die im Nachspann des Films HOUSE ON HAUNTED HILL (USA, 1999) schliecht unter der Bezeichnung "Channel 3 Kameramann" geführt wird. Dass seine Karriere nicht gerade auf Hochtouren läuft, gibt er entsprechend ehrlich zu.

Sehen konnte man Marsters im Jahr 2000 in zwei Episoden der Gene-Roddenberry-Serie ANDROMEDA (USA seit 2000), weitere Auftritte sind geplant. Ein für alle BUFFY-Fans interessantes Projekt dürfte außerdem sein neuer Film CHANCE (USA 2001) werden. CHANCE ist eine unabhängig produzierte schwarze Komödie über die Schwierigkeiten einer jungen Frau, den Richtigen zu finden. Für BUFFY-Fans ist in erster Linie die Besetzung des Streifens von Interesse: Die Hauptrolle spielt Tara-Darstellerin Amber Benson, die gleichzeitig Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat. Die männliche Hauptrolle verkörpert James Marsters.

Zurzeit gehört sein Leben BUFFY. An jeder Einzelepisode wird im Durchschnitt 10 Tage gearbeitet, oft bis zu 20 Stunden an einem Tag. Wenn Whedon dies möchte, hat Marsters in mehreren Interviews bereits anmerken lassen, würde er dessen Arbeit auch nach dem Ende der fünften und damit vermutlich letzten Staffel unterstützen. Er würde sofort zu ANGEL oder einer möglichen zweiten Spin-Off-Serie überwechseln. Vielleicht nimmt sich Whedon auch in irgendeiner Form Marsters Vorschlag an, Die Geschichte Spikes vor und kurz nach seiner Verwandlung zu erzählen (ähnlich der Doppelfolge am Ende der zweiten Staffel, die in Rückblicken das Leben Angels über einen Zeitraum von 200 Jahren darstellt). Wobei sich Whedon und Marsters in diesem Fall über dass Alter Spikes erst noch einigen müssten, im Rahmen der vierten Staffel sagt Spike nämlich von sich selbst, "erst" 126 Jahre alt zu sein, Giles jedoch behauptet bereits zu Beginn der zweiten Staffel, Spike sei über 200 Jahre alt.